Grulicher Krippe
Grulich - das heutige Králiky in Tschechien - liegt am Fuß des Adler-
gebirges in Nordböhmen. Im "Gulicher Ländchen" entfaltete sich am
Ende des 18. Jahrhunderts - nach dem Verbot der Aufstellung von
Weihnachtskrippen in Kirchen durch den Kaiser Joseph II - eine be-
achtliche Holzschnitzerei für den "Hausgebrauch" in den Stuben des
Bürgertum, der Handwerker und Bauern.
Bekannt sind die "Grulicher Mannln" sowie die "Bringemannln" als
Gabenbringer mit symbolhaften Geschenken für das Jesuskind in
der Krippe. Es gibt hunderte von Varianten, die sich teilweise durch
grob geschnitzte Primitivität, teilweise durch verfeinertes Kunst-
handwerk auszeichnen.
Die "Mannlmacher" im holzreichen Adlergebirge waren meist Sai-
sonarbeiter, die von Oktober bis März zuhause in ihren bescheide-
nen Wohnstuben an der Schnitzbank saßen und dann im Frühjahr
als Handwerksburschen auf Wanderschaft gingen. Frauen und Kin-
der betätigten sich mit dem Bemalen der geschnitzten Figuren.
Schlechte Bezahlung und die aufkommende Industrialisierung führ-
ten Ende des 19. Jahrhunderts zum rapiden Niedergang der Gru-
licher Krippenschnitzerei.
Die Krippenfiguen wurden mit Vorliebe in sog. Kastenkrippen mit
zum Teil phantastischen Stadtbildern von Bethlehem in Szene ge-
setzt. Deshalb sind Grulicher Krippen in dieser Form bis heute
teilweise noch gut erhalten.
Das Oberhessische Weihnachtskrippen-Museum ist im Besitz von
drei wunderschönen Grulicher Kasten- bzw. Wandkrippen aus der Zeit um
1900.