Gießener Allgemeine vom 12. Dezember 2008
Die Heilige Familie ganz international
Erika Kernstock sammelt Weihnachtskrippen aus aller Welt - Ausstellung in Ulfa.
Nidda (wz). „Jedes Land gibt der Heilsgeschichte sein eigenes Gesicht", meint Erika Kernstock, die mit Freude und Faszination eine Sammlung von Krippen aus aller Welt zusammengetragen hat. In ihrem Haus in der Steinstraße in Ulfa sind die Szenerien mit Maria, Josef und dem Jesuskind, mit Ochs und Esel, Hirten, Königen und noch viel mehr zu sehen.
Tansanische Makonde-Schnitzer haben den Ebenholzfiguren die lockigen Haare und die kräftige Kieferpartie ihrer Landsleute gegeben. Über Missionare aus dem Kloster Münsterschwarzach ist die Sammlerin an diese Darstellung gekommen. Wenig Details, aber die ausdrucksstarke Grundstruktur der Figuren bildet eine aus Bananenblättern geflochtene Szene der Christgeburt ab - sie ist in Ruanda entstanden.
Noch stärker reduziert ist die Heilige Familie eines norwegischen Künstlers. Maria, Josef und das Kind sind Glaszylinder mit Kugeln, die die Köpfe andeuten, das Licht dringt durch die zart getönten Figuren hindurch. Und doch drückt selbst diese Abstraktion etwas von der Hingabe der Eltern an ihr Kind, vom Mysterium der Christgeburt aus. Eine schlichte Figurengruppe aus hellem Holz kennzeichnen auch die Bauhaus-inspirierten Krippen von Kneisz-Design aus Weimar und die Benjamin-Weihnachtspyramide aus derselben Werkstatt. So sind die gemaserten Blätter der Palmen im Hintergrund aus dem (schwierig zu beschaffenden) Holz von Essigbäumen hergestellt. Ganz anders Szenerien aus dem 19. und 20. Jahrhundert, in denen man noch die Inspiration des Barock spürt: Fast tänzerisch beschwingt sind die Figuren, detailreich wurden neue Rollen hinzu erfunden. So geprägt sind etwa Lindenholz-Krippen von Bernardi und Zeller aus Südtirol oder die Gelenberg-Krippe, die in einer Behindertenwerkstatt im Sauerland hergestellt wurde.
Erika Kernstock weist gern auf handwerkliche Details hin. In der uralten Technik des verlorenen Gusses entstand aus Messing, das aus alten Wasserhähnen geschmolzen worden war, eine Weihnachtsdarstellung – gegossen in einem muslimischen Männerkloster in Burkina Faso: Für Mohammedaner ist Jesus immerhin ein großer religiöser Lehrer und das Wunder der Christgeburt wird auch dort nachempfunden. Die Sammlerin ist durchaus kritisch gegenüber ihren Exponaten: In den längst industriell hergestellten Krippen des Grödner Tales ist die einstige barocke Beschwingtheit zu oberflächlich-süßer Glätte mutiert. Bei mancher Krippe weiß Erika Kernstock auch über die zu erzählen, die sie geschaffen haben. So leiten etwa Missionare Straßenkinder aus der Mongolei bei der Herstellung von Krippen aus Filzfiguren an und verdienen so Geld für die Weiterführung des Obdachs. Südamerikanische Indios fertigten den Keramikberg mit Szenen aus der Kindheit Jesu.
Und dann sind da noch die Raritäten: Die Mini-Heilige-Familie aus einem Kirschkern, nur mit der Lupe zu erkennen, die böhmischen Reliefkrippen des 19. Jahrhunderts in Glasrahmen wie Bilder, die winzigen Zinnfiguren der Weihnachtsgeschichte für die Puppenhäuser kleiner Mädchen aus begüterten Familien.
Bis zum 17. Dezember ist die Krippensammlung Mo bis Fr. von 14 bis 18.30 Uhr in Ulfa, Steinstraße 34 zu besichtigen(auch nach Vereinbarung unter Tel. 06043/985257). Dann schließt Erika Kernstock ihr kleines Museum wieder zu. Eines der Exponate stellt sie in der Wohnung als Mittelpunkt der Familienweihnacht auf.
Kreis-Anzeiger vpom 16.12.2008 - Lokales
Sammelleidenschaft hat jetzt auch die Söhne erfasst
Weihnachtskrippen-Museum von Erica Kernstock hat noch zwei Tage geöffnet
ULFA (per). "Als unsere Kinder klein waren, haben wir mit dem Sammeln angefangen", erzählt Erica Kernstock und deutet dabei auf die Bernardi-Krippe mit den hübschen Lindenholzfiguren. Das Mitbringsel aus Wolkenstein in Südtirol war vor etwa 30 Jahren die erste Errungenschaft der Familie und löste die Sammelleidenschaft der zweifachen Mutter aus.
Mittlerweile hat die Sammlung in ihrem Ulfaer Elternhaus solche Ausmaße angenommen, dass vor fünf Jahren ein zauberhaftes Weihnachts-Krippenmuseum daraus wurde.
Ausstellungsstücke aus aller Welt finden sich in der beeindruckenden Sammlung, die Jahr für Jahr um einige Exponate erweitert wird. Anlässlich ihres diesjährigen runden Geburtstages kamen etliche
neue Exponate hinzu.
Ein tönernes Liebhaberstück aus Portugal steuerte eine Freundin bei. Die filigrane Kreation habe diese beim Rückflug vorsichtshalber auf dem Schoß transportiert, erzählt
Erica Kernstock lachend. Auch eine Krippendarstellung aus Filz fällt unwillkürlich ins Auge. Sie wurde von Missionaren hergestellt, um ihre Arbeit mit Straßenkindern in der Mongolei zu finanzieren.
Der Besuch des Sohnes von Erica Kernstock in Oslo führte zum Kauf einer eher nordisch reduziert gehaltenen gläsernen Gruppe um das Jesuskind.
"Diese Textilkrippe aus Oberammergau konnten wir bei einer Nachlassversteigerung erwerben", deutet Erica Kernstock auf ein eher traditionelles Stück. In der musealen
Abteilung gegenüber findet sich eine wunderschöne Laubsägenarbeit, die um 1900 entstanden sein muss, wie die Fachfrau vermutet. Doch auch moderne Krippenvarianten sind unter den Exponaten. Hier hat
es der Sammlerin das Designerstück des Künstlers Björn Köhler aus dem Erzgebirge angetan. Für seine gedrechselte und gebeizte Arbeit aus Ahornholz wurde ihm gar ein Designpreis verliehen. Gleich
daneben kommt die ebenfalls modern gestaltete Gelenberg-Krippe aus Kunstholz gut zur Geltung. "Unsere Söhne haben jetzt auch mit dem Sammeln begonnen und sich für diese beiden Krippen entschieden",
berichtet Erica Kernstock erfreut über die Fortsetzung der schönen Familientradition.
Keine ihrer Errungenschaften würde sie jemals hergeben. Jedoch eine beachtliche Auswahl hübsch gearbeiteter Dekorationsartikel und auch Krippenfiguren finden sich in
ihrem "Weihnachtsmarkt mit Herz", den sie mit ihrem Mann liebevoll in einem ehemaligen Kuhstall eingerichtet hat.
Die große Resonanz auf ihre Ausstellung überrascht die Sammlerin immer wieder. Besonders mit Kindern hat sie nette Erfahrungen gemacht, denn Kindergärten und Schulen
gehören zu den regelmäßigen Museumsbesuchern. Familien lassen sich bei ihrem Abendspaziergang vom Vorweihnachtszauber der Krippenausstellung anlocken. "In letzter Zeit erhalte ich auch öfters Anrufe
von Kurgästen aus Bad Salzhausen, die von dem Museum erfahren haben und nachfragen", freut sich Erica Kernstock.
Natürlich kann man gemütlich allein durch den Ausstellungsraum schlendern. Besonders interessant gestaltet sich der Museumsbesuch jedoch, wenn man sich von der
Begeisterung der Sammlerin anstecken lässt. Erica Kernstock versteht es, mit umfassenden Informationen zu geschichtlichen und theologischen Hintergründen, aber auch Wissenswertem zu Herstellungsweise
und Tradition ihre Zuhörer zu fesseln.
Das Weihnachtskrippen-Museum in Ulfas Steinstraße 34 ist noch bis einschließlich 17. Dezember geöffnet. Von Montag bis Samstag kann man sich bei freiem Eintritt zwischen
14 Uhr und 18.30 Uhr von dem weihnachtlichen Zauber anstecken lassen.
www.weihnachtskrippen-museum.de
Gießener Zeitung vom 24. 11. 2008
Weihnachtskrippen-Museum in Nidda (Ortsteil ULFA)
Gießen | In Nidda hat auch in diesem Jahr wieder das private „Weihnachtskrippen-Museum" seine Pforten geöffnet, und zwar vom 24.11.2008 bis 17.12.2008, jeweils Montag
bis Samstag von 14.00 bis 18.30 Uhr in 63667 Nidda (Ortsteil Ulfa), Steinstraße 34 (= von Nidda kommend am Ortseingang).
Der Eintritt ist frei.
Insgesamt können rd. 50 Krippen bewundert werden: Von der kleinsten Krippe der Welt (= Kirschkernkrippe aus dem Erzgebirge) bis zur großen geschnitzten Bernardi-Krippe aus Südtirol, von original böhmischen Krippen des 19. Jahr-hunderts aus Grulich bis zur modernen Holzfiguren-Krippe im Bauhaus-Stil. Das Ganze ergänzt um weitere Krippen aus Europa, Afrika, Peru, Nepal und der Mongolei.
Es ist erstaunlich und eindrucksvoll, in welcher Vielfalt Künstler rund um den Globus das Thema von der Geburt Christi aufgefasst und dargestellt haben. Zugleich führt uns das mit den Weihnachtskrippen dargestellte Geschehen zurück zum Ursprung unserer abendländischen Kultur. Eine gute Möglichkeit, sich in der oft hektischen Vorweihnachtszeit eine Besinnungspause zu gönnen.
(Siehe auch www.weihnachtskrippen-museum.de)