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20.11.2011 18.30 Uhr

120 Krippen aus aller Welt

Das Dorf Ulfa in der Wetterau hat Außergewöhnliches zu bieten: Ein Krippen-Museum mit 120 Darstellungen der Weihnachtsgeschichte aus den verschiedensten Ländern und Epochen. Und weil der erste Advent nicht mehr weit ist, hat Erica Kernstock ihr Museum heute wieder geöffnet.

 

Gießener Allgemeine vom 22.11.2011

Das Weihnachtskrippen-Museum in Nidda-Ulfa, Steinstraße 34, ist bis 20. Dezember täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet.
Insgesamt sind rund 100 Exponate zu sehen (Eintritt frei). Erika Kernstock
macht ihre außergewöhnliche Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich. Sie sammelt seit über 40 Jahren Krippen aus aller Welt, aus vielen Zeitepochen, in unterschiedlichsten Größen und aus vielen originellen Materialien. Ein ehemaliger Kornspeicher bietet heute den Raum für ihr Krippenmusuem. Spannend sind die Geschichten, die mit jeder Krippe verbunden sind. Die Exponate stammen aus Europa, Südamerika, Afrika, Asien und Nahost.

 

www.ev-medienhaus.de  - Ausgabe 2011-52

 

Die Heilige Familie aus Bananenblättern

Erica Kernstock lädt ein in das Oberhessische Krioppenmuseum in Niddas Stadtteil Ulfa und kann zu jeder Figur etwas erzählen

von Elfriede Maresch

 

ULFA. Immer weniger ihrer Besucher kennen die Weihnachtsgeschichte

oder die Evangelienberichte über die Kindheit Jesu. Erica Kernstock sam-

melt Krippen aus aller Welt, stellt sie aus und vermittelt damit anschaulich

Glaubensinhalte.

 

Ist es theologisch vertretbar, wenn afrikanische Künstler die Heilige Fami-

lie als Menschen ihres Landes mit schwarzer Haut darstellen? Das habe

man in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch allen

Ernstes diskutiert, berichtet Erica Kernstock, die Gründerin des oberhessi-

schen Krippenmuseums in Niddas Stadtteil Ulfa. Sie kann darüber nur lä-

cheln. Die Szenen rund um die Geburt Christi, die sie seit drei Jahrzehn-

ten sammelt, stammen aus 30 Ländern der Erde. Aus edlem Holz oder

aus recycelten Kanistern hergestellt - immer sind Maria und Josef, die Hir-

ten und die Könige auch ein wenig Botschafter ihres Heimatlandes,

charakteristisch in Material und Herstellung, sprechend für die Betrach-

ter.

 

"Immer weniger Besucher kennen die Weihnachtsgeschichte und die

Evangelienberichte über die Kindheit Jesu. Die Betrachtung der Krippen

ist nachgeholtes Erzählen, Glaubensinhalte werden zu bewegter Dar-

stellung" sagt Erica Kernstock. Sie bedauert, dass es noch Länder gibt,

die sozusagen weiße Flecken in ihrer Sammlung sind - und wünscht

sich französiche Santos und von Innuit oder Aborigines geschaffene Dar-

stellungen.

 

Eigentlich begann Kernstocks Faszination für Krippen mit einer Enttäu-

schung. Beim Familienurlaub im Südtiroler Grödnertal begann sie sich

für die Schnitzfiguren in ihrer barocken Beschwingtheit zu interessieren

und kaufte nach und nach alle, die zu einer Krippe gehören. Dann fiel

ihr auf, dass es Dutzende ganz identischer Marien, Josefs und Engel

gibt. Geniale Exaktheit des Herstellers?

Im Gegenteil - längst arbeiten die Schnitzer industriell, tasten das vom

Künstler geschaffene Original elektronisch ab, speichern die Daten, pro-

grammieren damit die Maschinen, die aus einem Holzklotz den Rohling

herausholen und aufarbeiten. Allenfalls Details werden vom Schnitzer

nachgebessert. So begann Kernstock bei Besuchen in der Benediktiner-

Abteil Münsterschwarzach die dortigen Figuren mit anderen Augen an-

zusehen.

Die Patres, die in Tansania und in Südafrika Mission betreiben, gestal-

ten ihre Kirchen in Kooperation mit einheimischen Künstlern. Für sie

sind solche Darstellungen ebenso "Biblia pauporum" wie unsere mittel-

alterlichen Tafelaltäre. Als die Handwerkspartner Recyclingmaterial zu

nutzen begannen, unterstützten sie die Patres.

Altpapier, zu feinsten Schnüren gerollt und zu minimalistischen Figuren

gerollt, Altblech geglättet, geformt und dann neu lackiert - etliche Ar-

beitsgänge sind nötig, bis die Gestalten überzeugen und so konnten die

Patres in solchen Werstätten auch Arbeits- und Ausbildungsmöglichkei-

ten für Jugendliche schaffen.

 

Im Sammeln schärfte sich Kernstocks Blick für die Botschaften, die den

Figuren mitgegeben werden. Indigene Frauen aus Peru schufen eine

textile, überaus bunte Marienfigur, erinnerten sich an die "Mutter der

Sieben Schmerzen" und gaben ihr ein Kreuz in die Hand. Bei Krippen

aus erzgebirgischen Schnitzhochburgen wie Seiffen oder Olbernhau

werden die Weisen aus dem Morgenland stets von Soldaten des Hero-

des begleitet - früh beginnen die Mächtigen der Welt das Neugeborene

zu bedrohen. So entdeckt Kernstock in ihren Krippen immer wieder

neue Sichtweisen der Heilsgeschichte.

 

Ältestes Exponat ist eine böhmische Flachpapierkrippe. Auch Ärmere

konnten sich solche Figuren leisten, klebten Stöckchen auf die Rücksei-

te, steckten sie in trockenes Moos und hatten so ihre private Andachts-

szene. Bunt glasierte Keramikfiguren mit breiten Gesichtern und ein

wenig schräg stehenden Augen kommen aus Peru, abstrakter sind die

Holzfiguren aus Ecuador mit glatten Gesichtern ohne anatomische De-

tails. In einem islamischen Kloster in Burkina Faso entstanden die in

der Technik des "Verlorenen Gusses" hergestellten Messing-Gestalten.

 

Künstler aus Ruanda wählten getrocknete Bananenblätter, falteten und

formten sie zur Heiligen Familie samt Besuchern im Stall. Handschmei-

chelnd sind die Olivenholz-Kreationen israelischer Künstler ebenso wie

das Tropenholz tansanischer Makonde-Schnitzer, fragil die mit dünn-

sten Messingblättchen eingefassten Muschelkrippen von den Philippi-

nen.

Deutsche Exponate kommen vor allem aus denKrippenhochburgen

Rheinland und Bayern. Oft wirken die Figuren in ihrer Bewegtheit und

Detailfreude noch von barocker Kunst inspiriert, aber Kernstock prä-

sentiert auch die streng abstrahierte Bauhaus-Krippe, von Kneisz-

Design im Erzgebirge hergestellt.

 

"Gleichgültig, aus welchem Land - der eigentlichen Gestaltung ging der

einfühlsame Ernst des Künstlers voraus, das vorsichtige Sich-Annähern

an das Geheimnis, dass Gott Mensch geworden ist", sagt die Sammlerin

und wirkt dabei sehr zufrieden

 

 





Vogelsberg Touristik GmbH vom 20.11.2011 -
Presse-Information

Oberhessisches Weihnachtskrippenmuseum in Nidda Ulfa seit 20. No-vember eröffnet. Einen Monat lang sind fast 100 Exponate zu sehen

Bereits das siebte Jahr öffnet Erika Kernstock die Pforten ihres Hauses in Nidda-Ulfa, um ihre außergewöhnliche Sammlung der Öffentlichkeit zugäng-lich zu machen. Sie sammelt seit über 40 Jahren Krippen aus aller Welt, aus vielen Zeitepochen, in unterschiedlichsten Größen und aus vielen originellen Materialien. Ein ehemaliger Kornspeicher bietet heute den Raum für ihr Krippenmuseum. 100 Exponate ihrer Sammlung stellt sie aus. Spannend sind die unterschiedlichen Geschichten, die mit jeder Krippe verbunden sind und auch die unterschiedliche Interpretation der Weihnachtsgeschichte, die sie verkörpern. Die Krippen stammen aus Europa, Südamerika, Afrika, Asien und Nahost. Das Weihnachtskrippen-Museum ist vom 20. November bis zum  20. Dezember 2011 täglich von 14.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.
Der Eintritt ist frei. Jeder Besucher ist herzlich in der Steinstraße 34
willkommen. Ausführliche Informationen findet der interessierte Leser unter
www.weihnachtskrippen-museum.de.